• 28-JUN-2017

Mit dem Tablet auf den Acker - Rheinland-Pfalz geht digital voran mit SAPOS

"Percision Farming", oder "Smart Farming" heißt das Fachwort, oder auch ganz einfach: Präzisionslandwirtschaft. Das bedeutet, dass die Landwirte hochpräzise GPS-Daten nutzen, meist gesendet von einem Satelliten aus dem All, um damit ihre Maschinen auf dem Feld zentimetergenau zu steuern. Wasser und Düngung können genau dort an die Pflanzen herangebracht werden, wo es benötigt wird, und Smart Farming kann helfen, Boden- und Ernteverfahren zu optimieren. Mittlerweile benutzt jeder zweite Landwirt in Deutschland digitale Lösungen.

Seit dem 13. Juni 2017 können nun die Obst-, Gemüse-, Wein- oder Ackerbauern aus Rheinland-Pfalz diese Geodaten kostenlos nutzen. Das hat der Mainzer Landwirtschaftsminister Dr. Volker Wissing gemeinsam mit Innenminister Roger Lewentz auf dem "Digital-Gipfel" in Ludwigshafen angekündigt. Rheinland-Pfalz möchte damit digitaler Vorreiter in der Landwirtschaft in Deutschland werden. SAPOS heißt das System, dass den Landwirten die Geodaten liefert und ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Bundesländer. In Rheinland-Pfalz selbst werden 18 Sendestationen betrieben.

SAPOS hat gegenüber anderen GPS-Systemen zwei Vorteile: Erstens kann man SAPOS über eine Internetverbindung empfangen und man braucht weder eine Sichtverbindung zu einem bestimmten Satellit, noch einen zusätzlichen Antennen-Empfänger. Zweitens bietet SAPOS sogenannte HEPS-Daten an, die außerdem helfen den Traktor in der Spur zu halten. Das spart Düngemittel und Pflanzenschutzmittel sowie Wasser. Auch können beispielsweise die Silomais- oder Zuckerrübenernte in Echtzeit überwacht werden. Das wiederum spart Kosten und Zeit, so muss der Landwirt auch nicht mehr persönlich über den Acker gehen um die Bodenbeschaffenheit in Augenschein zu nehmen, sondern kann sich seine Bodenanalyse aus dem Computer holen. 

Eine aktuelle Studie des EU-Parlaments „Precision Agriculture and the Future of Farming in Europe“ von Dezember 2016 kommt zum Ergebnis, dass mit einer Digitalisierung der Landwirtschaft auf 80 Prozent der Pflanzenschutzmittel und auf 10 Prozent der Dieselkraftstoffe beim Ackerbau verzichtet werden können. Nitratrückstände im Boden könnten um die Hälfte und der Bodenabtrag um das 17fache reduziert werden. Die deutsche Landwirtschaft nutzt schon seit etwa zwei Jahrzehnten technologische Innovationen, um Abläufe präzise zu gestalten (Precision Farming) und durch intelligente Steuerung weiter zu optimieren (Smart Farming). Rund 180 Mio. Euro werden pro Jahr von den Unternehmen für die Forschung und Entwicklung der Landwirtschaft investiert. 

Bei einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom bei deutschen Landwirten im November 2016 ergab sichdabei folgendes Bild: 

39 Prozent der Befragten sehen der Vorteil in der körperliche Entlastung, die die Digitalisierung mit sich bringt.
37 Prozent sehen eine höhere Produktionseffizienz.
36 Prozent nennen die Zeitersparnis und die geringere Umweltbelastung als größten Vorteil der Digitalisierung.
Drei Viertel der Befragten meinen, dass sie dank digitaler Technologien langfristig ihre Kosten senken können. Und 67 Prozent sagen, dass Smart Farming auch die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verbessert.